Späte Ehre für Enttarner Eichmanns
Die jüdische Gemeinde in Argentinien tut sich schwer mit dem Fall Adolf Eichmann. Ein Holocaust-Überlebender, der ihn enttarnt hatte, wurde erst jetzt geehrt – postum.
Über Jahrzehnte wusste in der Kleinstadt Coronel Suárez, 500 Kilometer südlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, niemand, wer der Mann mit der Sonnenbrille war, der in der Straße San Martín 241 zurückgezogen gelebt hatte. Lothar Hermann, der Blinde, der Deutsche. Er kannte sich im Recht aus und verdiente seinen Lebensunterhalt, indem er alten Menschen durch den Dschungel des argentinischen Rentengesetzes half. Sein Grab trug weder ein Kreuz oder einen Judenstern, nicht einmal seinen Namen.
Die entscheidenden Hinweise auf Adolf Eichmann
Am 28. September ehrte die Stadtverwaltung von Coronel Suárez Hermann offiziell mit einem Festakt im Rathaus und einer Kranzniederlegung auf dem Friedhof. Zu verdanken ist das seiner Großnichte Liliana Hermann. Die 40-Jährige hatte in jahrelanger Kleinarbeit die Familiengeschichte erforscht und war darauf gestoßen, dass es ihr Großonkel gewesen war, der bereits 1955 die jüdische Gemeinde in Buenos Aires (DAIA) vom Aufenthaltsort des Kriegsverbrechers Adolf Eichmann informiert hatte.
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